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Eine Real-Dimension Unendlich?

Der physikalische Raum wird seit dem griechischen Mathematiker Euklid im vierten vorchristlichen Jahrhundert als dreidimensional (in Länge, Breite und Höhe) definiert. Seit Albert Einsteins Relativitätstheorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber wird er als vierdimensionaler Zeit-Raum oder Raum-Zeit - die Zeit mit dem Raum vereinigt - verstanden. Das ist keine rein mathematische Konstruktion wie die Viele-Welten-Spekulationen, sondern ein neues Weltmodell, das durch Messungen und die Raumfahrt bestätigt wurde, jedoch als vierdimensionale Größe nicht real darstellbar ist.   

 

Irrelevant für unsere Überlegungen sind freilich die Spekulationen von Kosmologen, die über weitere Universen und weitere Dimensionen mit Hilfe von Computern hochkomplexe mathematische Modelle und Kalküle erstellen, weil diese, wie ich im Zusammenhang mit meinem Buch "Der Anfang aller Dinge" (2005) darlegte, den Anhalt in der Erfahrungswelt vermissen lassen. Höchst bedenkenswert erscheinen mir hingegen Reflexionen über die Dimension Unendlich, die in der Mathematik ständig unsichtbar präsent ist und in ihre Systeme eingeführt ist; jede Zahl lässt sich endlos hochrechnen, multiplizieren, dividieren, was aber in den Alltagsgleichungen nicht einkalkuliert werden muss. Die Frage stellt sich, ob es nicht vielleicht doch so etwas wie eine reale Dimension Unendlich geben könnte, die in allen Dingen präsent ist, wengleich sie sich, wie der vierdimensionale Raum, nicht real und greifbar darstellen lässt, weil sie eine Realität jenseits von Raum und Zeit ist.  ......

(Hans Küng, "Was ich glaube" (Seite 150))  


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