Eduard Mörike´s 147. Todestag

 

Er ist's

 

            Frühling läßt sein blaues Band

            Wieder flattern durch die Lüfte;

            Süße, wohlbekannte Düfte

            Streifen ahnungsvoll das Land.

            Veilchen träumen schon,

            Wollen balde kommen.

            – Horch, von fern ein leiser Harfenton!

            Frühling, ja du bist's!

            Dich hab ich vernommen!

 

Im Frühling

 

    Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel:

    Die Wolke wird mein Flügel,

    Ein Vogel fliegt mir voraus.

    Ach, sag mir, all-einzige Liebe,

    Wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!

    Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

 

    Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,

    Sehnend,

    Sich dehnend

    In Lieben und Hoffen.

    Frühling, was bist du gewillt?

    Wann werd ich gestillt?

 

    Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß,

    Es dringt der Sonne goldner Kuß

    Mir tief bis ins Geblüt hinein;

    Die Augen, wunderbar berauschet,

    Tun, als schliefen sie ein,

    Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

 

    Ich denke dies und denke das,

    Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:

    Halb ist es Lust, halb ist es Klage;

[Mörike: Gedichte [Ausgabe 1867]. Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, S. 129249

(vgl. Mörike-SW Bd. 1, S. 684 ff.)

http://www.digitale-bibliothek.de/band1.htm ]

 

Zwei Gedichte von Eduard Mörike sind das, die die Jahreszeit den Frühling thematisieren.

 

Er ist´s 

 

Das Reimschema zunächst "ABBA", dann "ABAB", so wird es nur unterbrochen, durch die stoische Feststellung "Frühling, ja du bist´s!" Es handelt sich um ein Naturgedicht, das auch einem leisen Harfenton zuhorchen möge, somit es bei beiden Gedichten ein Paradebeispiel von romantischer, klassischer, aber auch schon realistisch-impressionistischer Lyrik ist!

Das zweite längere Gedicht liegt eher in der Hochzeit des Frühlings, und fordert auch hier den Leser auf aufzuhorchen. Das Reimschema wechselt auch hier von Strophe zu Strophe von einem zu einem anderen Schema, was auffallend ist, (AABCCB - ABBACC-AABCBC-AAB)

so als ob der Frühling jedes neue Jahr eine andere Überraschung bereit hält, so starb der deutsche Schriftsteller und Autor dieser beider Gedichte am Ende des Frühlings am 4. Juni 1875 in Stuttgart. Dann stellt sich er, der Autor des Gedichts, Eduard Mörike, die beiden Fragen "Frühling, was bist du gewillt? Wann werde ich gestillt?" 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0