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Die Jakobsleiter und die darin verborgenen Zahlen

Hinweise und Markierungen für
Der Zahlen gigantische Schatten: Mathematik im Zeichen der Zeit
Taschner, Rudolf

Pythagoras: Zahl und Symbol

Markierung (orange) - Seite 22

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Im 28. Kapitel des gleichen Buchs sieht Jakob im Traum eine Leiter auf der Erde stehen und mit der Spitze in den Himmel ragen. Diese Leiter, hebräisch sulam, ist in der Deutung mancher Schriftgelehrter der Sinai, die Zahlen werte 130 der beiden Wörter sulam und Sinai stimmen nämlich überein – und diese Interpretation ist auch sinn voll: Das auf dem Sinai dem Moses geoffenbarte Gesetz ist die Leiter, die von der Erde in den Himmel führt. Liest man im ersten Buch Mose den berühmten Bericht über die Erschaf fung der Welt, stößt man zunächst auf den Satz »Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde«, den ersten Satz der Bibel überhaupt, der hebräisch fol gendermaßen klingt: »bere’schit bara’ ’elohim ’et hassamajim we’et ha’aräs«. Der numerologisch gebildete Schriftgelehrte bildet von jedem dieser sieben8 Wörter das sogenannte Akrostichon9, also die Buchstabenfolge der Anfangsbuchstaben von bere’schit, von bara’, ℵ von ’elohim, usw., und berechnet die sich hieraus ergebende Zahl 2 + 2 + 1 + 1 + 5 + 6 + 5 = 22. Die gleiche Zahl liest der Schriftge lehrte aus dem gesamten Schöpfungsbericht heraus: Er stellt nämlich fest, dass 19 Jakobsleiter: Jaakob zog aus von Berscheba und ging auf Charan zu und geriet an jenen Ort. Er musste dort nächtigen, denn die Sonne war eingegangen. Er nahm einen von den Steinen des Orts und richtete ihn für sein Haupt und legte sich hin am selben Ort. Und ihm träumte: Da, eine Leiter gestellt auf die Erde, ihr Haupt an den Himmel rührend, und da, Boten Gottes steigen auf, schreiten nieder an ihr. Und da stand er über ihm und sprach: ich bins, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Jizchaks.

Markierung (orange) - Seite 23

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darin neun Einleitungssätze mit den beiden Wörtern »Gott sprach«, ein zehnter längerer Einleitungssatz »Gott sprach zu ihnen« – im Hebräischen aus drei Wörtern bestehend – vorkommen und einmal, nach dem sechsten »Gott sprach«, im Text die Passage »Gott segnete sie sprechend« zwischen geschoben wurde: Die Gesamtzahl der Wörter in den Ein leitungssätzen mit »sprechen« beläuft sich auf 22. Hinter diesem doppelten Auftreten von 22 muss sich ein nume rologischer Sinn verbergen: Tatsächlich ist 22 die Zahl der Buchstaben des hebräischen Alphabets – und dies führt zu folgender Deutung: Die Schöpfung ist Sprachvorgang, Existenz bedeutet nicht ein Geworfensein ins Nichts, sondern ein Gesprochensein durch Gott, und die Sprache setzt sich aus den Buchstaben zusammen. Darum findet man im kabbalistischen Sefer Je zira, dem »Buch der Weltformung«, den Satz: »22 Buchstaben: Er zeichnete sie, Er hieb sie aus, Er läuterte sie, Er wog sie und Er wechselte sie, einen jeden mit allen; Er bildete durch sie die ganze Schöpfung und alles, was geschaffen werden sollte.« Die Entfaltung der Schöpfung spiegelt sich in der Bildung von Wörtern aus Buchstaben. Wie viele Kombinationsmöglichkeiten der 22 hebräischen Buchsta ben gibt es? Man kann den ersten Buchstaben ℵ mit allen restlichen 21 Buch staben auf zweifache Weise kombinieren: entweder vor oder nach dem ℵ. Dann kann man den zweiten Buchstaben mit allen danach kommenden 20 Buchsta ben ebenfalls auf zweifache Weise kombinieren, danach kann man den dritten Buchstaben ג mit allen danach kommenden 19 Buchstaben auch auf zweifache Weise kombinieren, und so weiter. Zählt man alle diese Möglichkeiten zusam men, führt dies zur Summe 2 · 21 + 2 · 20 + 2 · 19 +... + 2 · 3 + 2 · 2 + 2 · 1 Diese Summe lautet 462. Hebt man von der Schöpfungsgeschichte den ersten fun damentalen Satz »Im Anfang schuf Gott« mit seinen sieben Wörtern heraus, die im Akrostichon bereits auf die 22 einzelnen Buchstaben des Alphabets verwei sen, verbleiben im (hebräischen) Wortbestand des gesamten Schöpfungsberichts genau 462 Wörter. Fast zwangsläufig wird man zur Erkenntnis gedrängt: Der Autor des Schöpfungsberichts will nicht nur augenfällig von der Erschaffung des Lichts bis zu der des Menschen berichten, sondern er möchte in der Kompositi on seines Textes den Kosmos zahlensymbolisch als Entfaltung des Alphabets und zugleich – weil Zahlen und Buchstaben im Hebräischen ein und dasselbe sind – wortreich als Entfaltung der Zahlen ergründen. Schildert Moses in der Schöpfungsgeschichte, wie die Welt aus dem Wort Gottes entstand, verlangt er im 3. Kapitel seines zweiten Buches angesichts des brennenden Dornbusches von Gott, dieser möge über sich selbst sprechen. Die

Markierung (orange) - Seite 24

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Verse 13 bis 15 lauten in der prachtvollen Übersetzung von Buber und Rosen zweig: Mosche sprach zu Gott: Da komme ich denn zu den Söhnen Jissraels, ich spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter schickt mich zu euch, sie werden zu mir sprechen: Was ists um seinen Namen? – was spreche ich dann zu ihnen? Gott sprach zu Mosche: Ich werde dasein, als der ich dasein werde. Und er sprach: So sollst du zu den Söhnen Jissraels sprechen: ich bin da schickt mich zu euch. Und weiter sprach Gott zu Mosche: So sollst du zu den Söhnen Jissraels sprechen: jhwh, der Gott eurer Väter der Gott Abrahams, der Gott Jizchaks, der Gott Jaakobs, schickt mich zu euch. Das ist mein Name in Weltzeit, das mein Gedenken, Geschlecht für Geschlecht. In diesem berühmten »Dornbusch-Gespräch« lesen wir das Tetragramm, den ge heimnisumwobenen Namen jhwh, den auszusprechen niemand wagt – so heilig und geheimnisvoll zugleich ist dieser Name. Es ist kein Wunder, dass der ihm zugeordnete Zahlenwert 10 + 5 + 6 + 5 = 26 im »Dornbusch-Gespräch« verborgen ist: Vier direkte Reden umfasst dieses Gespräch: zuerst die Frage des Moses, da nach die dreifache Antwort seines Gottes. Zählt man die Wörter der Frage des Moses und die der zweiten göttlichen Antwort im hebräischen Text, erhält man 26 Wörter; zählt man ferner die Wörter der ersten und der dritten göttlichen Ant wort, erhält man wieder 26 Wörter. Die Offenbarung des göttlichen Namens ist so zweifach mit der jhwh zugeordneten Zahl versiegelt. Der jüdische Gott offenbart sich durch das Wort, durch ein Gefüge der 22 he bräischen Buchstaben. Darum setzen sich die beiden letzten Halbsätze »Das ist mein Name in Weltzeit, das mein Gedenken, Geschlecht für Geschlecht« aus 10+12=22 hebräischen Buchstaben zusammen. Darüber hinaus besteht das ge samte »Dornbusch-Gespräch« aus insgesamt 253 Buchstaben. Moses teilt uns auf diese Weise mit: Wie im »Dornbusch-Gespräch« die Summe 1 + 2 + 3 +... + 20 + 21 + 22 = 253 der ersten 22 Zahlen, will sagen: aller Buchstaben des hebräischen Alphabets, verborgen liegt, ist in der Fülle der Buchstaben der Name Gottes verborgen.

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