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Wissen ist Macht

(ein kurzer Auszug)

 

Es ist demnach unumgänglich, das Wissen von Experten direkt anzugehen, nicht erst die Übertragung des Wissens in die Politik. Dazu ist es ratsam, das epistemische Problem der Expertokratie zu entfalten und einen engen Zusammenhang zu epistokratischen Konzeptionen zu wahren. Der Begriff »Epistokratie« (von griech. episteme, »Erkenntnis, Wissen«; kratos, »Herrschaft«; also: die »Herrschaft der Wissenden«) ist eine jüngere Neuschöpfung, die von dem politischen Philosophen David Estlund stammt. Der Sache nach reicht epistokratisches Denken von antiken Philosophenschulen bis hin zu gegenwärtigen Konzepten einer Abstufung des Wahlrechts nach Bildungsgrad. Diese Konzepte geraten immer dann in Schwierigkeiten, wenn es darum geht, jenes überlegene Wissen zu spezifizieren, aus denen sich ein Machtanspruch begründen soll. Im Fachjargon wird diese Macht, die sich aus überlegenem Wissen begründet, als »epistemische Autorität« bezeichnet.

 

Expertokratie und Epistokratie sind nicht dasselbe, aber sie sind unlöslich miteinander verknüpft: Expertokratie kann sich nur auf der Basis von epistemischer Autorität legitimieren, und Epistokratie bedürfte zu ihrer tatsächlichen Umsetzung der Experten, die ihre epistemische Überlegenheit verbürgen und absichern. Expertokratie scheitert, weil ihre Vertreter keinen klaren Begriff von Wahr und Falsch haben und so die von ihnen beanspruchte epistemische Autorität nicht begründen können. Wie wir sehen werden, argumentieren sie stattdessen lieber mit Wahrscheinlichkeiten. 

 

von Wussow, Philipp. Expertokratie: Über das schwierige Verhältnis von Wissen und Macht (update gesellschaft) (S.11-13). Carl-Auer Verlag. Kindle-Version. 

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